Straßennamen bleiben!
Im September kam in der BVV noch einmal die Debatte zur Umbenennung von Straßen auf die Tagesordnung. Im Kern geht es um die Frage, ob Straßen und Plätze umbenannt werden sollen, deren Namensgeber antisemitische Bezüge in ihrer Biografie aufweisen. Wir als CDU in Marzahn-Hellersdorf wollen diese Umbenennungen nicht, sondern unter den Straßennamen auf die historischen Bezüge hinweisen.
Das Land Berlin hatte ein wissenschaftliches Dossier in Auftrag gegeben, die sich mit antisemitischen Bezügen in den Namen von Berliner Straßen und Plätzen befasst. Das hier einsehbare Dossier erkennt bei insgesamt 290 Straßen und Plätzen in Berlin antisemitische Bezüge (Stand Oktober 2021). In der Auflistung finden sich Namen wie der Adenauerplatz, die Bismarkstraße, der Richard-Wagner-Platz, die Fontanestraße, der Goethepark, der Kaiserdamm, die Kantstraße und die Friedrichstraße.
Auch für den Bezirk Marzahn-Hellersdorf werden mehrere Straßen und Plätze benannt.
Die vollständige Liste:
- Arndtstraße
- Cecilienstraße / Cecilienplatz
- Eitelstraße, Fritz-Reuter-Straße
- Herderstraße
- Jahnstraße
- Lohengrinstraße
- Lutherstraße
- Melanchtonstraße
- Pestalozzistraße
- Roedernstraße
- Roseggerstraße
- Strindbergstraße
- Sudermannstraße und
- Waldowstraße.
Das Dossier gibt anhand der Erkenntnisse zu jeder einzelnen Örtlichkeit eine Empfehlung ab, wie mit den Namen umgegangen werden sollte. Mancherorts wäre weiterzuforschen, anderswo reiche eine geeignete Erklärung, häufig wird auch eine Umbenennung empfohlen.
Diese Umbenennung sehen wir wie eingangs erwähnt grundsätzlich kritisch. Wie übrigens auch der jüdische Historiker Michael Wolffsohn. Seine Auffassung: „Wer Straßen umbenenne oder Denkmale stürze, gebe vor, das Geschehene rückgängig machen zu können, als hätte es nie existiert.“
Vergangene Woche wurden die Straßennamen nun Thema im bezirklichen Kulturausschuss. Auf der Tagesordnung: ein überfraktioneller Antrag von Linken, Grünen, FDP und SPD aus dem Jahr 2022. Er forderte für die Arndtstraße und Roedernstraße eine Umbenennung.
Auch wir als CDU hatten seinerzeit dazu einen Antrag eingebracht, aber mit dem Ziel: Verzicht auf eine Umbenennung und stattdessen an Ort und Stelle in geeigneter Weise über die Hintergründe informieren. Außerdem wollen wir die Anwohner auf dem Weg zur Entscheidung einbeziehen. Auch darüber wurde letzte Woche richtungsweisend entschieden. Dem CDU-Antrag wurde von der Mehrheit des Ausschusses zugestimmt. Zusätzlich haben SPD, Grüne und Linke ihren Antrag umformuliert. Sie fordern jetzt, statt einer Umbenennung, ein Zusatzschild unter dem Straßenschild in der Roedernallee.
Eine erfreuliche Entwicklung. Wir sind überzeugt, dass sich so im Sinne aller eine bestmögliche kritische Auseinandersetzung mit den Biografien der historischen Personen ermöglichen lässt. Lassen Sie uns hoffen, dass von der kommenden Entscheidung in der BVV möglichst auch ein Signal an die anderen Bezirke ausgeht, es uns gleichzutun.
Berliner Woche vom 11.2.2022 - 'Werden Straßen in Marzahn-Hellersdorf umbenannt?'
Kommentar (1)
Frederik Rettig
Guten Abend,
Leider ist der Text auf der Website abgehackt
Und nicht lesbar.
Mit freundlichen Grüßen
Frederik Rettig