Kiezmacher-Dialog zur Verkehrslösung Mahlsdorf
Am gestrigen Abend fand in der Aula der ISS Mahlsdorf unser Kiezmacher-Dialog zur Verkehrslösung Mahlsdorf statt. Zahlreiche engagierte nutzten die Gelegenheit, um im direkten Austausch mit Verkehrssenatorin Ute Bonde über die Zukunft der Verkehrslösung zu sprechen. Zum ersten Mal überhaupt hat sich eine Verkehrssenatorin die Zeit genommen, um sich gegenüber den Mahlsdorferinnen und Mahlsdorfern direkt zu den Herausforderungen und Möglichkeiten der Verkehrslösung Mahlsdorf zu äußern.
Wir sind dankbar für dieses positive Signal, das den Willen der Verkehrssenatorin unterstreicht, unsere Anliegen hier vor Ort ernst zu nehmen und mit den Menschen im Kiez in den Austausch zu kommen.
Um es vorwegzunehmen: Senatorin Bonde hat die Verkehrslösung Mahlsdorf gestern nicht umgeworfen. Sie machte deutlich, dass die Planungen zur Verkehrslösung Mahlsdorf weit fortgeschritten sind und die Umplanung zu so später Zeit genauestens rechtlich geprüft werden muss. Diese Zeit müsse sie sich nehmen, um das Verfahren nicht im Nachhinein angreifbar zu machen. Allerdings versprach sie auch, dass bis dahin keine weiteren Fakten geschaffen werden. Die bisherige Planung wird bis dahin nicht weiter vorangetrieben. Eine klare, ehrliche Ansage, mit der wir umgehen müssen. Schließlich ist die Planung durch die damalige grün-geführte Verkehrsverwaltung so erheblich gegen den Bürgerwillen vorangetrieben worden.
Senatorin Bonde signalisierte jedoch, dass sie bereit ist, so weit wie es ihr möglich ist auf die Forderungen der Anwohner einzugehen. Sie sicherte uns ihren politischen Willen zu, die Vorstellungen der Mahlsdorferinnen und Mahlsdorfer zu berücksichtigen und versprach, dass sie die bestehenden Unterlagen und Planungen erneut durchgehen wird. Ihr Ziel ist es, uns schnellstmöglich im Jahr 2025 über den aktuellen Stand und einen möglichen Zeitplan zu informieren.
Zwar hätten auch wir uns gewünscht, dass gestern schon die Rückabwicklung bekannt gegeben wird, denn darauf arbeiten wir seit der Wiederholungswahl intensiv auf allen Ebenen hin. Dennoch begrüßen wir, den nun endlich aufgenommenen Weg des offenen und ehrlichen Bürgerdialogs. In der Vergangenheit waren die Veranstaltungen zur Verkehrslösung Mahlsdorf oft von mangelnder Bürgernähe geprägt. Die Anwohnerinnen und Anwohner mussten erleben, wie sich die Verantwortung in der grün-geführten Verkehrsverwaltung von der damaligen Senatorin auf den Staatssekretär delegiert wurde. Später zog sich auch dieser aus der Verantwortung, und es kamen nur noch die Abteilungsleiter.
Wir sind dankbar, dass Senatorin Bonde persönlich den Schritt auf uns zu gemacht hat. Ihr Besuch und ihr offenes Ohr für die Anliegen und Vorschläge der Bürgerinnen und Bürger zeigen, dass sie die Kritik ernst nimmt.
Diese neuen Signale auf Landesebene werden wir nun auch politisch noch einmal aufgreifen. Die Verkehrslösung Mahlsdorf ist ein Anliegen, das wir nur gemeinsam erfolgreich vorantreiben können. SPD und CDU arbeiten hier als starke Partner zusammen. Im Bezirksparlament haben wir schon im letzten Jahr erfolgreich einen gemeinsamen Antrag eingebracht und beschlossen, der das Bezirksamt auffordert, sich gegenüber dem Senat für eine vernünftige Umsetzung der Verkehrslösung Mahlsdorf einzusetzen. Sowohl unsere Bezirksbürgermeisterin Nadja Zivkovic, als auch die SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung ist für uns in dieser Frage ein verlässlicher Partner.
Jetzt werden die SPD- und die CDU-Fraktion auf Landesebene daran anknüpfen und einen gemeinsamen Antrag ins Abgeordnetenhaus einbringen, um die Verkehrsverwaltung zu einer Überprüfung der bisherigen Planungen zu bewegen. Gemeinsam setzen wir damit noch einmal ein klares politisches Signal an den Senat für eine nachhaltige und bürgernahe Verkehrslösung in Mahlsdorf.
Unser Fazit:
Die gestrige Veranstaltung hat noch einmal gezeigt, dass der Weg zu einer guten Verkehrslösung Mahlsdorf kein einfacher ist. Die Ursachen liegen leider weit in der Vergangenheit. Und wir werden sie nun mühsam beseitigen müssen. Viele von Ihnen sind vielleicht mit gemischten Gefühlen nach Hause gegangen, weil die große Lösung noch aussteht. Doch eines haben wir jetzt, was wir lange nicht hatten: den unbedingten politischen Willen in der Spitze der Senatsverwaltung für Verkehr, unsere Anliegen ernst zu nehmen und – soweit es rechtlich möglich ist – mit uns gemeinsam eine lebenswerte Verkehrslösung Mahlsdorf zu finden.
Die Zusicherung von Senatorin Bonde, die Planungen gründlich zu prüfen und im kommenden Jahr mit einer konkreten Perspektive auf uns zurückzukommen, ist ein wichtiges Pfund in unserer Hand.
Und wir werden nicht müde! Denn wir in Mahlsdorf wissen, was es heißt, gegen die Windmühlen der Verwaltung aus der Innenstadt anzukämpfen. Und wir haben gemeinsam schon viel erreicht: Der Verzicht auf Ersterschließungsbeiträge für unsere Straßen gelang damals auch gegen jede Erwartung. Und wir haben noch heute viele Straßen, die nach dem damaligen Verfahren umgesetzt wurden und von denen wir heute profitieren. Auch der bürgernahe Ausbau der Kanalisation und der Stopp des Straßenausbaubeitragsgesetzes – alles Erfolge, die viele nicht für möglich gehalten haben. Erfolge, die wir uns erkämpft haben, weil wir hier zusammenhalten. Mit diesem Vertrauen und Durchhaltevermögen werden wir auch jetzt für eine Verkehrslösung eintreten, die Mahlsdorf nicht nur kurzfristig, sondern für die nächsten 50 Jahre lebenswert macht.
Und wir danken Ihnen, dass wir Sie dabei stets an unserer Seite wissen.
Weiterführende Informationen:
Antrag der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus aus November 2024 (PDF)
Antrag der BVV-Fraktionen von SPD und CDU aus Dezember 2023 (PDF)
Rückblick auf den Kiezmacher-Dialog im November 2023
Kommentare (2)
Michael Thiel
Sehr geehrter Herr Czaja,
ich konnte leider an der Veranstaltung nicht teilnehmen, da ich zum “Klatschpappenteam” von ALBA gehöre und wir am Dienstag Abend gespielt haben.
Ich wohne im Musikerviertel und verfolge die Diskussion zur Verkehrslösung schon sehr lange. Was mich bewegt und wozu ich noch keine Antwort oder einen Plan gefunden habe:
Wie soll die Anbindung der Schulstraße – egal, ob Straßenbahn oder Autoverkehr – im Bereich der Pestalozzistraße/Parkplatz erfolgen? Die Stelle ist dort so eng, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie da Straßenbahnen zwischen den Einfamilienhäusern durchrattern sollen. Ist evtl. geplant, die Pension Draheim zu enteignen?
Mein Vorschlag: Die Straßenbahn einstellen und die Verbindung des Bahnhofs Köpenick mit dem Bahnhof Mahlsdorf mit Elektrobussen bedienen. Dann kann die Schulstraße bleiben wie sie ist und der ganze bestehende Straßenbahn-Murks am Hultschiner Damm entfällt ebenfalls. Mit dem Wegfall des Gleisbettes wird der Damm breiter und Platz für die Haltestellen in separaten Buchten wäre auch vorhanden.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Thiel
Mario Czaja
Sehr geehrter Herr Thiel,
vielen Dank für Ihren Kommentar und Ihre engagierte Beteiligung an der Diskussion um die Verkehrslösung Mahlsdorf. Gerne möchte ich auf Ihren Kommentar ausführlich eingehen:
In der von Ihnen angesprochenen Planungsvariante, für die wir uns mit den Anwohnern einsetzen, soll die Straßenbahn aus der Hönower Straße in die Pestalozzistraße verschwenkt und weiter über die Straße „An der Schule“ zum Hultschiner Damm geführt werden. Durch den Schwenkradius der Straßenbahn wäre zusätzlicher Verkehrsraum an der Einmündung Pestalozzistraße/Hönower Straße erforderlich. Dadurch käme es vermutlich dazu, dass der dortige Parkplatz für die Gleisführung genutzt werden müsste. Ebenso könnte dies allerdings für den motorisierten Verkehr gelten, da auch hier die notwendige Verkehrsführung Platz beansprucht. Wir sprechen immerhin von ca. 16.000 Fahrzeugen, die dann durch die Pestalozzistraße geführt würden.
Soweit mir bekannt, ist keine Enteignung der Pension Draheim vorgesehen. Die Planungen berücksichtigen bestehende Gebäude, und es wird versucht, Eingriffe in private Grundstücke auf das Notwendige zu beschränken. Es ist gut, wenn der Senat die betroffenen Anwohner zu den bevorstehenden Auswirkungen auch direkt informiert. Sollten wir hierbei helfen können, sind wir jederzeit bereit, zu unterstützen.
Ihr Vorschlag, die Straßenbahn durch Elektrobusse zu ersetzen, wurde in der Vergangenheit ebenfalls thematisiert. Es gibt jedoch gute Gründe, warum die Straßenbahn bevorzugt wird:
1. Straßenbahnen fahren auf eigenen Gleiskörpern und sind daher weniger von Staus betroffen als Busse.
2. Sie gelten als pünktlicher und zuverlässiger im Betrieb.
3. Mit einem Zweigleis-Ausbau könnten kürzere Taktzeiten – beispielsweise ein 10-Minuten-Takt – realisiert werden, was die Kapazität und Effizienz des öffentlichen Nahverkehrs erheblich steigert.
Die Experten sind sich einig, dass Straßenbahnen gegenüber Bussen langfristig sowohl ökologisch als auch verkehrstechnisch Vorteile bieten.
Wir setzen uns weiterhin dafür ein, die Verkehrslösung Mahlsdorf vernünftig zu planen. Dies bedeutet vor allem, die von vielen Anwohnern bevorzugte Variante eines Tauschs der Verkehrsführungen – also Straßenbahn über die Straße “An der Schule“ und Autoverkehr über die Hönower Straße. Wie auch von Frau Günther-Wünsch auf der Veranstaltung angemerkt, könnte dies die Gelegenheit bieten, die gesamte Planung mit heutigen Anforderungen und Möglichkeiten zu überdenken und noch einmal innovative Lösungen zu entwickeln.
Ich hoffe, ich konnte Ihre Fragen klären, und stehe Ihnen gerne für weitere Anliegen oder Anregungen zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Mario Czaja