Kiezmacher-Dialog zu Wasserstoff und CleanTech
Der Ort für den heutigen Kiezmacher-Dialog hätte nicht passender gewählt werden können: In der Historischen Tankstelle von Konnekt.Berlin in der Georg-Knorr-Straße trafen sich Entscheider und Experten aus Wirtschaft und Politik. Sie diskutierten über Wasserstoff als nachhaltige Energieform und darüber, welche Relevanz das für Marzahn-Hellersdorf haben könnte.
Wasserstoff setzte sich bisher nur zögerlich durch. Es gab regulatorische Hürden, kaum H2-Infrastruktur und eine unklare Marktprognose, was letztlich zur Zurückhaltung bei Investoren führte. Dennoch sieht der BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. die Zukunft des Wasserstoffs positiv. Nach Vorstellung des BDEW startet die deutschlandweite Initialphase in 2023 und 2024. Bis 2030 soll die Aufbauphase mit Fernleitungs- und Verteilnetzen abgeschlossen sein und durch bisherige Gasnetze der umweltfreundliche Wasserstoff geleitet werden. Bis 2040 soll sich Wasserstoff so gut am Markt etabliert haben, dass die Preise für Endverbraucher attraktiv werden und sich die Investitionskosten gut refinanzieren lassen.
Inzwischen hat sich der Charme des Wasserstoffs herumgesprochen: Er ertsteht entweder als Abfallprodukt oder kann mit wenig Aufwand produziert werden. Während ein Kilogramm Tomaten 180 Liter Wasser zu seiner Produktion benötigt, wird ein Liter Wasserstoff aus 10 Litern Wasser erzeugt. Drei Kilogramm Wasserstoff sind in der Lage, ein Jahr lang einen Kühlschrank zu betreiben. Tests haben bestätigt, dass die bestehende Gas-Infrastruktur mit ihren 1,4-Meter-Stahlrohren für den Transport von Wasserstoff geeignet ist. Es müssen lediglich die dichtenden oder beweglichen Teile ersetzt werden.
Was hat das aber mit Marzahn-Hellersdorf zu tun? Im Norden des Bezirkes liegt das größte Industrieareal Berlins – der CleanTech Business Park. Der Name ist Programm. So soll der Park der Ansiedlung von Unternehmen dienen, die die Klimaneutralität Berlins vorantreiben. Das sind handverlesenen Firmen der CleanTech-Branche wie die HH2E AG aus Hamburg. Neben den Grundkriterien Industrie 4.0 und “saubere Technologie” ist auch die Entwicklung von Arbeitsplätzen relevant. Bis zu 40.000 neue Stellen sollen hier geschaffen werden. Die HH2E AG beispielsweise möchte 2024 mit dem Bau ihrer Produktionsstätten beginnen. Der ambitionierte Plan sieht vor, bereits ab 2027 Fernwärme auf Wasserstoffbasis in die Wohngebiete von Marzahn-Hellersdorf einzuspeisen. Allerdings wird wohl erst 2028 der Trassenabschnitt fertig, der das deutschlandweite Wasserstoffnetz FLOW mit Marzahn verbindet. Eine gute Energieversorgung, die “Umzingelung” mit Fernwärmeabnehmern, potenzielle Arbeitskräfte im regionalen Umfeld und eine gute Autobahnanbindung sind weitere Standortvorteile von Marzahn. Für den Business Park wünsche ich mir zudem eine Hochschule, an der künftige CleanTech-Fachleute ausgebildet werden. Es gibt aber auch noch einige Herausforderungen zu meistern. Insbesondere die drei Brückenbaustellen im Norden und Osten des Areals belasten derzeit erheblich den Durchgangsverkehr. Bezirksbürgermeisterin Nadja Zivkovic hat das als Hausaufgabe von diesem Abend mitgenommen.
Die heute anwesenden Experten und Investoren waren überzeugt davon, dass die schrittweise Umstellung auf Wasserstoff funktioniert und Berlin tatsächlich bis 2040 dekarbonisiert ist.
Präsentationen:
Reinier Waters, GASAG GmbH -> PDF
Dr. Dirk Flandrich, GASCADE Gastransport GmbH -> PDF
Dr. Ralf Borschinsky, ONTRAS Gastransport GmbH -> PDF
Fotos: Kiezmacher-Dialog zum Thema Wasserstoff
Schreibe einen Kommentar