Mehr Ärzte, schnellere Termine
Im Nachgang meines Briefes zum Jahresende und unserer Information über die Eröffnung des neuen Ärztehauses in Mahlsdorf erreichten mich viele Zuschriften, die von der schwierigen Suche nach einem Fach- oder Hausarzt berichteten. Mit dem stellvertretenden Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin (Vertreter der Ärzte im Bereich der ambulanten medizinischen Versorgung), Herrn Dr. Ruppert, haben wir daher die Probleme bei der der Arztsuche im Bezirk beredet und Wege besprochen, die ärztliche Versorgung künftig zu verbessern.
Wie stellt sich die aktuelle Versorgungssituation dar?
In ganz Berlin gibt es derzeit ca. 5.592 niedergelassene Haus- und Fachärzte sowie 2.126 Psychotherapeuten. Davon sind 380 Haus- und Fachärzte sowie 64 Psychotherapeuten in Marzahn-Hellersdorf tätig. Mit fast 270.000 Einwohnern gehört Marzahn-Hellersdorf im Bezirksvergleich damit zu den schlechter versorgten Stadtteilen.
Für die ärztliche Versorgung gibt es zu jeder Arztgruppe in Deutschland einheitliche Verhältniszahlen. Je Arzt muss eine bestimmte Anzahl von Einwohnern vorhanden sein – in Städten und Großstädten weniger als auf dem Land.
Oder andersherum gesagt: Bei Kinderärzten rechnet die Richtlinie in einer Großstadt beispielsweise mit einem Arzt für 2.405 Einwohner.
- Zahl der Hausärzte (Versorgungsgrad): 155,3; dass bedeutet 90,6% Versorgungsgrad
- Zahl der Frauenärzte (Versorgungsgrad): 30,5 (85,6%)
- Zahl der Augenärzte (Versorgungsgrad): 17 (85,4%)
- Zahl der Hautärzte (Versorgungsgrad): 10 (76,7%)
- Zahl der Kinderärzte (Versorgungsgrad): 24 (101%)
Wie wird der Versorgungsgrad berechnet?
Für den Versorgungsgrad wird das Verhältnis zwischen Ärzten einer Fachgruppe und Einwohnern einer Planungsregion zu Grunde gelegt. Danach wird der Versorgungsgrad einer Region beurteilt.
Die konkrete Berechnung regelt die so genannte Bedarfsplanungs-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses.Was wurde bisher getan, um die Ärzteversorgung in Berlin gleichmäßiger zu gestalten?
In meiner Zeit als Senator für Gesundheit war mir eine gerechtere Verteilung von Ärzten in der Stadt ein besonderes Anliegen. Berlin gilt bei der Bedarfsplanung für Ärzte als eine Planungsregion. Für den Versorgungsgrad war es damit unerheblich, wo in Berlin sich ein Arzt niedergelassen hat. Dies führte zu einer sehr ungleichmäßigen Verteilung, sodass in einzelnen Bezirken sehr viele Ärzte bestimmter Arztgruppen vor Ort sind und in anderen Bezirken sehr wenige.
In meiner Amtszeit haben wir daher das Gemeinsame Landesgremium geschaffen, in welchem Verwaltung, Kassenärztliche Vereinigung und Krankenkassen vertreten sind. Gemeinsam konnten wir mit der Kassenärztlichen Vereinigung (Vertreter der niedergelassenen Ärzte) und den Krankenkassen eine Vereinbarung treffen, die vorsieht, dass künftig neue Arztpraxen nur in den bisher schlechter versorgten Bezirken eröffnen können. Da Berlin insgesamt allerdings zu diesem Zeitpunkt noch als überversorgt galt, wurden wenige neue Praxen überhaupt eröffnet. Da auch bei den Ärzten nun allerdings eine zunehmende Zahl in den Ruhestand geht, wird sich dies künftig ändern.
Wie finde ich JETZT einen Arzt und wie komme ich BEREITS HEUTE schneller an einen Termin?
Unter der Nummer 116 117 vermittelt die Kassenärztliche Vereinigung Berlin schnellstmöglich und kostenlos Termine bei Haus- und Fachärzten. Sie können hier auch angeben, ob Sie für eine akute Behandlung einen Termin benötigen oder einen dauerhaften Haus- oder Facharzt suchen.
Hier geht’s zum Onlineangebot für kostenfreie Vermittlung von Arztterminen der KV BerlinWas sind Terminservicestellen?
Seit Beginn des Jahres 2020 sind alle Kassenärztlichen Vereinigungen dazu verpflichtet, Terminservicestellen einzurichten. Patienten können sich an diese Stellen wenden und bekommen kostenfrei einen Termin bei einem Haus- oder Facharzt vermittelt. Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin bietet diesen Service bereits seit Mitte 2019 an. Es sind derzeit viele freie Termine verfügbar, sodass es sich lohnt, diesen Service auszuprobieren.
Mit der zwischen dem Land Berlin, der Ja ssenärztlichen Vereinigung und den Krankenkassen getroffenen Vereinbarung wurde 2013 die Grundlage gelegt, dass neue Arztsitze oder Arztsitze, die aus Altersgründen frei werden, nicht einfach irgendwo in Berlin neu besetzt werden, sondern dass diese zunächst an die Bezirke gehen, die bisher schlechter versorgt sind als andere. Aufgrund des Bevölkerungswachstums und einer zunehmenden Zahl an Ärzten, die in den Ruhestand eintreten, werden künftig viele Arztsitze neu vergeben. Das wird unserem Bezirk maßgeblich helfen können.
Neubau muss auch für neue Räumlichkeiten für Ärzte sorgen!
Das bedeutet, dass die Planer Räumlichkeiten für Praxistätigkeiten oder für eine Poliklinik bei allen Bauvorhaben auch mitdenken müssen und dies auch bei den Baugenehmigungen von mehr als 100 Wohnungen immer verpflichtend berücksichtigt werden müssten. Gerade die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften sind hier in einer besonderen Verantwortung, auch auf den Bedarf von Ärzten ausgerichtete Gewerberäumlichkeiten zu schaffen.
Die CDU-Fraktion hat hierfür einen Antrag in das Bezirksparlament eingebracht.
Antrag der CDU zur Berücksichtigung von Arztpraxen beim Neubau in Marzahn-HellersdorfStärkung von Polikliniken
Gerade für ältere und mehrfacherkrankte Menschen bieten Polikliniken viele Vorteile. Mehrere Fachärzte bzw. Hausärzte an einem Ort vereinfachen den Behandlungsablauf. Auch für Ärzte, die das Angestelltenverhältnis der Selbstständigkeit vorziehen, bieten Polikliniken entsprechende Vorteile. Sie sind daher für viele junge Mediziner attraktiv und ich setze mich daher dafür ein, dass wir wieder mehr solcher Einrichtungen im Bezirk bekommen.
Keine Nachteile für Polikliniken bei einem Arztwechsel oder wenn ein neuer Ärzte übernimmt
Findet ein Arztwechsel in Polikliniken statt oder tritt ein Nachfolger in die Praxis ein, orientiert sich das Budget wieder an der niedrigen ersten Fallzahl des Vorgängers. Gleiches gilt, wenn der Arzt bspw. vor dem Ruhestand seine Öffnungszeiten reduziert hat. Dann hat der Nachfolger lediglich ein geringeres Budget zur Verfügung. Diese „Deckelung“ muss in den schlechter versorgten Gebieten wie Marzahn und Hellersdorf aus unserer Sicht entfallen. Dann sollte man mindestens wie in Brandenburg bis zu 150 Prozent des Fachgruppendurchschnitts angenommene Patienten zur gleichen Vergütung behandeln dürfen. Künftig könnte bei einem Arztwechsel dieser Nachteil entfallen. Darüber denkt die KV derzeit nach.
Die Information über den Eintritt in den Ruhestand muss schnell an Nachwuchsärzte kommuniziert werden.
Durch einen besseren Informationsaustausch mit den Krankenhäusern sollte frühzeitiger kommuniziert werden, wenn Nachbesetzungen von Haus- oder Facharztsitzen anstehen. So können sich junge, in Ausbildung befindliche Ärzte frühzeitig darauf bewerben und schon einmal als Urlaubs- oder Krankheitsvertretung Erfahrungen in der Arztpraxis sammeln.
Wenn Ärzte in schlechter versorgten Bezirken mehr Patienten behandeln wollen, dürfen keine Budgetnachteile entstehen.
Bis zu einer bestimmten Zahl an behandelten Patienten erhält ein Arzt eine feste Vergütung pro Fall (Regelleistungsvolumen). Werden mehr Patienten behandelt, reduziert sich die Vergütung schrittweise. Gerade in schlechter versorgten Bezirken ist es keine Seltenheit, dass Ärzte mehr Patienten behandeln. Daher müssen hier die Budgetnachteile ausgesetzt werden.
Kinderärztliche Notfallpraxis auch in Marzahn-Hellersdorf
Außerhalb der Sprechstunden und gerade am Wochenende sehen sich viele Eltern von erkrankten Kindern zum Gang in die Rettungsstellen von Krankenhäusern gezwungen. Im Nachbarbezirk in Lichtenberg wird eindrucksvoll ein anderer Weg praktiziert. Hier gibt es eine kinderärztliche Notfallpraxis, die außerhalb der Sprechstunden der regulären Praxen und am Wochenende geöffnet hat. Eltern können dadurch mit ihrem Kind eine reguläre Praxis aufsuchen und müssen nicht lange Wartezeiten in einer Rettungsstelle verbringen.
Antrag der CDU zur Schaffung einer kinderärztlichen Notfallpraxis in Marzahn-HellersdorfDie Kassenärztliche Vereinigung hat hier klar die Bereitschaft signalisiert, an entsprechenden Lösungen mitzuwirken. Ich werde nun mit dem Bezirksamt daran arbeiten, dass auch die bezirklichen Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Gerne möchte ich mit Ihnen zu diesem Thema weiter im Austausch bleiben. Sie können mir gerne Ihre Erfahrungen bei der Arztsuche übermitteln.
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