Dialog Wuhletal „Inklusion – Erfahrungen&Perspektiven“
An vielen Schulen unseres Bezirkes ist der Anteil von Kindern, bei denen sonderpädagogischer Förderbedarf besteht, sehr hoch. Gemeinsam mit Elternvertretern, Lehrern und der zuständigen Bildungssenatorin haben wir am 02. Juli 2015 über die Perspektiven und Erfahrungen zum Thema Inklusion gesprochen.
Bereits im November letzten Jahres hatten wir zu einer schul- und bildungspolitischen Diskussionsrunde eingeladen, um mit Elternvertretern des Bezirks ins Gespräch zu kommen. Dabei kristallisierte sich der Wunsch heraus, vor allem das Thema Inklusion intensiver zu debattieren. Dieses vor allem in unserem Bezirk aktuelle Thema aufgrund hoher Förderquoten und des Modellversuchs INKA schien geeignet, um es in den Fokus der Veranstaltungsreihe „Dialog Wuhletal“ zu stellen.
Nun ist Inklusion spätestens seit der UN-Konvention 2008 ein hochaktuelles bildungspolitisches Thema. Auch Berlin stellte sich dieser Herausforderung und entwarf bereits bis 2011 die erste Vorlage für ein mögliches Inklusionskonzept. Parallel dazu wurde im Bezirk Marzahn-Hellersdorf der Schulversuch INKA gestartet, welcher vor allem die inklusive Beschulung von LES-Schülern in den Vordergrund stellt. Seit 2009 bis zum heutigen Tag beteiligen sich insgesamt 15 Grundschulen und 4 Integrierte Sekundarschulen an dem Versuch. Gemeinsam erfolgte ein Paradigmenwechsel sowohl in der Unterrichtsstruktur und dem gelebten Schulalltag als auch hinsichtlich der Förderdiagnostik. Gleichzeitig zum inklusiven Schulversuch begann das zuständige Bezirksamt mit der Schließung und Zusammenlegung von Förderzentren.
Auf Einladung meiner Fraktion und der CDU Wuhletal konnten wir am Abend des 02. Juli 2015 in der Aula der Friedrich-Schiller-Grundschule zahlreicheElternvertreter/innen, Lehrer/innen und Schulleiter/innen aus Kaulsdorf, Mahlsdorf und Biesdorf begrüßen. Als Ehrengäste zur Diskussion durften wir Bildungssenatorin Sandra Scheeres und den Projektleiter für „Inklusion“ Mario Dobe herzlich begrüßen. Im Vordergrund standen dabei Themenschwerpunkte wie strukturelle Voraussetzungen, Ressourcen, Professionalisierung und Ausbildung sowie Möglichkeiten der Diagnostik in Verbindung mit inklusiver Schule.
Hinsichtlich der Voraussetzungen und Ressourcen betonte die Senatorin, dass eine flächendeckende Inklusion nicht möglich ist, solange die dafür notwendigen Haushaltsmittel nicht zur Verfügung stehen. Bis dahin gelte es „Augenmaß“ zu bewahren und Schritt für Schritt über zunächst integrative Maßnahmen zu sprechen. Wichtigste Voraussetzung für eine voranschreitende Inklusion ist laut Senat eine flächendeckende Qualifizierungsoffensive. Dafür sollen in den kommenden Jahren sowohl die Mittel als auch die Programme ausgebaut werden. Inhaltlich federführend sind dabei die Empfehlungen des inklusiven Beirats. Dieser betont immer wieder die Notwendigkeit verschiedener Professionen an den Schulen sowie den Aufbau sowohl schulinterner als auch schulexterner Netzwerke. Dabei kamen auch die sogenannten BUZ ins Gespräch. Ursprünglich als Beratungs- und Unterstützungszentren und damit als Kontaktpunkt für betroffene Pädagogen sowie Eltern geplant, sollen daraus zukünftig sogenannte SIBUZ entstehen – schulpsychologische inklusive Beratungs- und Unterstützungszentren. Ziel ist es möglichst viele Ansprechpartner unterschiedlicher Qualifikationen unter einem Dach zu haben, um somit multikompetent den inklusiven Prozess zu begleiten und zu unterstützen.
Von Seiten der anwesenden Gäste wurde die steigende Schülerzahl in Verbindung mit der Deckelung von sonderpädagogischen Ressourcen, insbesondere die Stundenzuweisung zur Förderung sowie die Stellenzahl für Schulhelfer, als kritische und zukünftige Herausforderung angemerkt. Bereits im laufenden Schuljahr war es dem Bildungssenat gelungen, die Stellen für Schulhelfer anzuheben. Dies soll auch im kommenden Schuljahr fortgesetzt werden. Ebenso ist man sich der demografischen Entwicklung bewusst, auch wenn man aktuell keine Lösungsansätze anbieten kann.
Zum Abschluss kam die Frage nach einer Verlangsamung der Inklusion auf, insbesondere unter Anbetracht der steigenden Schülerzahlen, fehlender Ressourcen und Qualifikationen. Herr Dobe antwortete ausweichend und verwies auf die Notwendigkeit der Arbeit mit den aktuell vorhandenen Mitteln.
Zusammenfassend lässt sich auf jeden Fall sagen – Inklusion ist kein Expertenthema – im Gegenteil. Sie gelingt nur, wenn möglichst viele mitmachen. Jeder kann in seinem Umfeld dazu beitragen. Und je mehr wir über Inklusion wissen, desto eher schwinden Berührungsängste und Vorbehalte. Deshalb ist Inklusion ein langer, schwieriger und dynamischer Prozess. Gegenseitiges Verständnis, im Sinne des Verstehens, nicht des Wegschauens, ist die Grundlage, um den Weg gemeinsam zu gehen.
Präsentation INKA Konzept Marzahn-Hellersdorf
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