Was bedeuten die neuen Flugrouten für Mahlsdorf und Kaulsdorf?
Letzte Woche hat die Deutsche Flugsicherung (DFS) ihre Entscheidung für die <a href=”http://www.dfs.de/dfs/internet_2008/module/presse/deutsch/presse/presseinformation/2011/dfs_praesentiert_flugrouten_fuer_bbi_4_7/praesentation_bbi.pdf” target=”_new_window”>Flugrouten des neuen Flughafen in Schönefeld</a> vorgestellt. Seitdem erreichen mich immer wieder Fragen von Bürgern aus meinem Wahlkreis. Was heißen die vorgestellten Routen für Mahlsdorf und Kaulsdorf? Die Sorge rührt daher, dass besonders das Gebiet am Müggelsee sowie Friedrichshagen und Rahnsdorf nach den Plänen nun täglich von mindestens 122 Passagiermaschinen planmäßig überflogen werden soll. Im Vergleich zu den im letzten September vorgestellten Flugrouten eine deutliche Verschlechterung.
Die Anwohner in Potsdam und Zehlendorf können aufatmen. Die Menschen in Friedrichshagen und am Müggelsee müssen erst mal tief durchatmen. Nach den vorgestellten Plänen der DFS müssen die Anwohner rund um den Müggelsee die Hauptlast der Flugrouten in Richtung Osten ertragen. Die Flugroute „ZIESA“ führt von der Nordbahn in Schönefeld in Richtung Nordosten über Müggelsee, Schöneiche, Hoppegarten bis nach Ahrensfelde. Hier kurvt sich nach Westen ab. Der Müggelsee wird in 1.150 m Höhe überflogen. In Hoppegarten erreichen die Flugzeuge 2.400 m. Mahlsdorf und Kaulsdorf werden nach diesen Plänen in einem weiten Bogen umflogen.
Allerdings sind auch die jetzt vorgestellten Routen nicht in Stein gemeißelt. Die DFS kann die Routen jederzeit wieder verändern. In München wurden die Routen zum Beispiel innerhalb von zwei Jahren gleich mehrmals verändert. Außerdem können die Fluglotsen ab 1.500 m Höhe eine Abweichung von den Routen bei Kapazitätsproblemen oder schlechtem Wetter genehmigen. Deshalb werde ich mir nun genau anschauen, was diese Pläne im Detail für Mahlsdorf und Kaulsdorf bedeuten. Mit der entsprechenden Arbeitsgruppe beim Verband Deutscher Grundstücksnutzer (VDGN) stehe ich im engen Kontakt.
Aus meiner Sicht müssen aber im Sinne der Anwohner im Südosten Berlins weitere Varianten unbedingt geprüft werden. Mit diesen Routen dürfen wir uns auch aus Solidarität mit Friedrichshagen und der Müggelseeregion nicht zufrieden geben. Eine Südabkurvung auch von der Nordbahn würde den Südosten massiv vom Fluglärm entlasten. Des Weiteren müssen die Regelungen für die Nachtrandzeiten überprüft werden. Ich persönlich habe mich von Anfang an für ein klares Nachtflugverbot ausgesprochen. Das nun gestartete Volksbegehren für ein umfassendes Nachtflugverbot zeigt die Wichtigkeit dieses Themas. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig wird sich noch in diesem Jahr abschließend damit befassen. In jedem Fall müssen bürgerfreundliche Flugrouten für ganz Berlin das Ziel bleiben.
Kommentare (8)
Stefan
Die Flugzeuge die jetzt von Süden her Tegel anfliegen und dabei Mahlsdorf überqueren, haben im Übrigen eine Flughöhe von 900m im Sinkflug. Als der Airport Tempelhof noch offen war, flogen die Flieger in Ost-West-Richtung noch niedriger als 900m. Es besteht also keinerlei Grund bei einem künftigen 1500m Überflug über Mahlsdorf eine derartige Panik zu verbreiten.
Ich möchte im Übrigen nicht, dass Sie mit dem Auto zu den Kundgebungen nach Friedrichshagen fahren, das stört mich und die Natur in meiner Ruhe. Nutzen Sie bitte das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel.
Mario Czaja
Sehr geehrter Herr Metze,
Panik wollte ich mit meinem Beitrag nicht verbreiten. Was ich jedoch tue, ist die Interessen meines Wahlkreises zu vertreten. Dazu gehört auch der Schutz der Mahlsdorfer und Kaulsdorfer vor der Müggelseeroute mit all den damit verbundenen Folgen. Ich war deshalb auch vor Ort bei den Kundgebungen und der Menschenkette; habe zweimal dort gesprochen. Meine Initiativen dazu können Sie im Blog gut nachvollziehen.
Mit freundlichen Grüßen
Mario Czaja
Mario Czaja
Sehr geehrte Barbara,
bei meinen Ausführungen zum Thema Fluglärm und Flugrouten stütze ich mich auf Aussagen von Experten und offiziellen Stellen. Ich arbeite sehr eng mit der Arbeitsgruppe Fluglärm beim Verband Deutscher Grundstücksnutzer (VDGN) zusammen. Ich informiere mich regelmäßig über die neuen Entwicklungen und trage Material zum Thema zusammen. Aber ich bin kein Fluglärmexperte und muss mich auch einen Gutteil auf die Aussagen von Experten verlassen.
In der offiziellen Präsentation der Deutschen Flugsicherung (DFS) vom 4.Juli über die neuen Flugrouten wird die Ideallinie der Nordost-Variante vorgestellt. Siehe hier: http://www.dfs.de/dfs/internet_2008/module/presse/deutsch/presse/presseinformation/2011/dfs_praesentiert_flugrouten_fuer_bbi_4_7/sprechzettel_bbi.pdf (Seite 4). Diese Flugroute, die Mahlsdorf und Kaulsdorf betreffen könnte – vom Müggelsee über Hoppegarten und Ahrensfelde in Richtung Charlottenburg -, habe ich beschrieben. Über Abweichungen von Flugrouten wird in dieser Präsentation nichts gesagt. Ich habe mich aber natürlich bei der DFS und anderen Experten kundig gemacht. Denn regelmäßig wird die Sorge vorgetragen, dass von diesen Flugrouten im Alltag nach Belieben abgewichen werden kann. Meine Erkenntnisse habe ich bereits hier vorgestellt und möchte sie noch mal ausführlich zusammentragen.
Laut DFS kann unter bestimmten Bedingungen von den vorgegebenen Flugrouten abgewichen werden. Siehe hier: http://www.dfs.de/dfs/internet_2008/module/presse/deutsch/presse/presseinformation/2010/aktuelle_informationen_zu_den_neuen_routen_bbi/faq_s_zum_thema_bbi_flugrouten/index.html (Frage 2d). Es heißt explizit: „Bei Abflugrouten dürfen Fluglotsen ab einer Flughöhe von 1500 Meter von den Standardabflugstrecken abweichen. … Piloten sind diesbezüglich an Freigaben der Flugsicherung gebunden. Sie dürfen nur in einem Notfall von Freigaben abweichen, … .“
Des Weiteren erhält man die Auskunft von in Betrieb befindlichen Flughäfen, dass bei schlechtem Wetter oder Gefahren von den Flugrouten abgewichen werden kann. Siehe hier: http://www.munich-airport.de/de/company/umwelt/laerm/flugrouten/index.jsp
In der Beantwortung einer Großen Anfrage durch die Brandenburgische Landesregierung heißt zu es zu diesem Thema, dass die Freigabe für Abweichungen „im Ermessen der Kontrollstelle [steht], die sich insbesondere an der Sicherheit und der flüssigen Abwicklung des Flugverkehrs zu orientieren, dabei aber auch den Schutz der Bevölkerung vor Fluglärm zu beachten hat“.
Es bleibt in jedem Fall festzuhalten, dass Piloten auch über 1.500 m nicht frei fliegen dürfen. Die Luftverkehrs-Ordnung (LuftVO) schreibt eine Flugverkehrskontrollfreigabe durch die zuständige Flugverkehrskontrollstelle zwingend vor.
Als Abgeordneter für Mahlsdorf und Kaulsdorf bleibe ich in jedem Fall wachsam, dass die Abweichungen von der „Ideallinie“ nicht zum Normalfall werden – egal wie die endgültigen Flugrouten am Ende festgelegt werden. Das Beispiel München zeigt, dass innerhalb von 2 Jahren die Flugrouten mehrmals geändert wurden. Für die Anwohner muss Vertrauensschutz gelten. Heute Flugrouten festzulegen, die bis zum Juli niemals im Gespräch waren, ist nicht akzeptabel. Im Übrigen muss eine Südabkurvung in Richtung Osten von beiden Startbahnen endlich ernsthaft geprüft werden. Damit wäre eine weitest gehende Entlastung der dichtbesiedelten Gebiete im Südosten Berlins verbunden.
Für weitere Fragen und Informationen stehe ich jederzeit gerne zur Verfügung. Neue Informationen und Erkenntnisse werde ich auch immer zeitnah an dieser Stelle veröffentlichen.
Mit besten Grüßen
Mario Czaja
Barbara
Hallo Herr Czaja,
Leider sind die Informationen in dem Artikel falsch. Ab 1.500 Meter wird die Route freigegeben und die Piloten steuern über Kaulsdorf und Mahlsdor. Diese Regelung gilt IMMER. nicht nur bei schlechtem Wetter oder viel Flugverkehr ( Nachzulesen auch in der DFS Präsentation)
Tobias
Hallo Herr Czaja, das ist ja alles richtig, wie Sie das oben beschreiben. Die Frage ist jedoch: wie steht denn Ihre Fraktion dazu? Die Treptow-Köpenicker CDU schaltet Anzeigen für eine Nachtflugverbot von 22 – 6 Uhr, und die Abgeordnetenhausfraktion dementiert dies – genau wie Ihre Aussagen gegen die Müggelseeflugroute auf der Demo in Friedrichshagen. Meinen Sie, Sie stimmen Ihre Fraktion da noch um?
Beste Grüße
Tobias aus Friedrichshagen
Mario Czaja
Hallo nach Friedrichshagen,
der Meinungsbildungsprozess innerhalb einer Partei ist eben auch anstrengend. Aber die Köpenicker Kollegen tun viel, um die Interessen aus dem Bezirk auch in die Berliner Fraktion zu tragen. Ich unterstütze dies.
Meine Aussagen zum Vertrauensschutz für alle Berliner – auch für die Friedrichshagener und dazu, dass die Müggelseeroute auch daher nicht tragbar ist, wurden aus der Abgeordnetenhausfraktion nicht dementiert. Ganz im Gegenteil: Frank Henkel hat diese Aussage bestätigt.
Beste Grüße aus Mahlsdorf
Freddie
Hallo Herr Czaja,
kann mich dem dank nur anschließen.
Zur Route übern Müggelsee: ist es richtig, dass der Stadtrat Schneider (LINKE) aus Köpenick selbst diese Tour vorgeschlagen hat?
Hans
Hallo Herr Czaja,
Danke für die ehrliche Information und bitte passen Sie weiter auf, falls es zu einer Bedrohung für uns kommt.
Viele Grüße; Hans aus Mahlsdorf-Nord