Von Hamburg lernen, heißt Zukunft wagen
Es gab schon bessere Wahlabende als den gestrigen Wahlabend in Hamburg für die CDU. Minus 20 Prozentpunkte. Wahlergebnis fast halbiert. Das sind bittere Zahlen. Die Hamburger Freunde sind nach dem Ende der schwarz-grünen Koalition mit einem klaren CDU-Wahlprogramm angetreten. Das konservative Profil stand im Vordergrund. Was müssen wir in Berlin aus dem Wahlergebnis lernen?
Die Zahlen hinter dem Wahlergebnis sind noch dramatischer. In der Wählergruppe der Unter-30-Jährigen liegt die Zustimmung bei 16 Prozent. Selbst die Selbständigen sind scharenweise zur SPD übergelaufen. Bei Fragen der Wirtschaft wurde ebenfalls den Sozialdemokraten die größte Kompetenz zugetraut. Die knapp 22 Prozent bilden offensichtlich das Stammklientel der CDU in Großstädten. Die Umfragen in Berlin bewegen sich ebenfalls auf diesem Niveau.
Aus meiner Sicht muss man drei Schlussfolgerungen ziehen. Erstens spielen in Großstädten die lokalen Themen eine übergeordnete Rolle. Die Politik muss sich um die Probleme vor der Haustür der Bürgerinnen und Bürger kümmern. Zweitens ist die Zeit der ideologischen Auseinandersetzung endgültig vorbei. Wir brauchen pragmatische Lösungen für die Sorgen der Menschen. Welche Partei die Lösungen umsetzt, ist im Zweifelsfall zweitrangig. Wichtiger ist die Glaubwürdigkeit vom Gesamtpaket aus Kandidat, Programm und Partei. Drittens zählen Klarheit und Verlässlichkeit zu den Erfolgsfaktoren. Der Wähler schätzt Politiker, die die übertragenen Pflichten bis zum Ende erfüllen. Neben der CDU sind die Grünen der zweite Wahlverlierer in Hamburg gewesen. Die Flucht aus der Verantwortung durch den vorgeschobenen Koalitionsbruch hat den Grünen geschadet. Die CDU muss auch lernen, dass nicht jeder Kompromiss von den Wählern akzeptiert wird. Das eigene Profil muss sichtbar bleiben.
Am Ende bedeutet Politik in einer Großstadt eine große Herausforderung. Die Anzahl der Wechselwähler ist höher. Die lokale Verankerung ist wichtiger. Der Wunsch nach pragmatischer Politik ist größer. Als Großstadtpartei muss man sich auf die Stadt und seine Menschen einlassen. Für Berlin heißt dies beispielsweise, sich auf die Vielfalt der Stadt einzulassen. Wir sollten aus Hamburg lernen.
Kommentare (2)
Karina
Ich hoffe auch, dass die Wahl in Hamburg auf die nächsten Wahlen abfärbt, sodass wir endlich wieder sozial werden in Deutschland.
Sascha
Ich bin mir fast sicher, dass sich Berlin nicht mit HH vergleichen laesst. Bei aller Richtigkeit Deiner Thesen, scheint mir Berlin noch weit davon entfernt zu sein, sich als eine Stadt sehen zu wollen – und damit meine ich nicht Ost oder West. Man versteckt sich oftmals und faelschlicherweise hinter dem Land-Status.