Ein halbes Jahrhundert Gründerzeit in Mahlsdorf
Am 1. August feiert das Mahlsdorfer Gründerzeitmuseum seinen 50. Geburtstag. Der Förderverein lädt Freunde und Unterstützer des Museums zu einem Fest ein. Zum Ehrentag präsentiert sich das 1960 von Charlotte von Mahlsdorf alias Lothar Berfelde eröffnete Haus in einem renovierten Gewand.
Wer kennt nicht das Haus am Hultschiner Damm 333 in Mahlsdorf? Nicht nur die Mahlsdorfer wissen um ihre Sehenswürdigkeit, auch über die Grenzen Mahlsdorfs, Berlins, ja sogar Deutschlands hinaus hat sich herumgesprochen, dass hier im Herzen von Mahlsdorf eine einzigartige Sammlung von historischen Möbeln, Musikinstrumenten und Uhren aus der Gründerzeit von ca. 1870 bis 1900 zu finden ist. Alles liebevoll und mühsam von Charlotte von Mahlsdorf über Jahrzehnte hinweg zusammengetragen. Am 1. August 1960 öffnete sie damals die Türen zu ihrem Museum. Das Haus hatte sie 1958 vor dem Abriss gerettet.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mit meiner Familie immer sonntags nach der Kirche an dem Haus vorbeiging. Etwas seltsam kam mir das Haus schon vor. Zu DDR-Zeiten war das Museum eher ein Geheimtipp. Gruppen und Einzelbesucher wurden damals noch von der Hausherrin höchstpersönlich durch die Räume geführt. Zu jedem Einzelstück ihrer Sammlung konnte sich eine eigene Geschichte erzählen.
Mitte der 1990er Jahre verkaufte sie dann ihre Sammlung an die Stadt Berlin und siedelte nach Schweden über. Bereits vor ihrem Tod im Jahr 2002 hatte sich 1997 ein Förderverein zum Erhalt dieses einzigartigen Museums gegründet. Berühmt wurde die Geschichte von Charlotte von Mahlsdorf durch das 2003 von Doug Wright geschriebene Ein-Mann-Bühnestück „I am my own wife“, das international Preise gewann und in mittlerweile 20 Ländern gespielt wird.
Dieses Theaterstück hat dann auch einen großen Wunsch von Charlotte von Mahlsdorf wahr werden lassen. Ab 2007 wurde die Sanierung des Hauses in Angriff genommen. Ich erinnere mich noch gut, als ich damals nach einer Theateraufführung beim Berliner Kulturstaatssekretär Schmitz für die Sanierung warb. Soviel bürgerschaftliches Engagement verdiente einfach Unterstützung seitens der Öffentlichkeit. Er setzte sich dann dafür ein, dass mit Hilfe von Geldern der Stiftung Klassenlotterie Berlin und Denkmalschutz die Sanierung des Museums möglich wurde. Nun erstrahlt das Haus wieder von außen in altrosa. Ich wünsche dem Museum alles Gute auch für die nächsten 50 Jahre.
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